Am vergangenen Karsamstagabend feierte die Pfarrgemeinde die Osternacht in der Pfarrkirche St. Johannes in Ottering.
Bei Anbruch der Nacht wurde vor dem Eingang der Kirche das Osterfeuer entfacht, gesegnet und daran die Osterkerze entzündet. An der Kerze wurden fünf Wachsnägel angebracht, zur Erinnerung an den verwundeten und gekreuzigten Christus.
Mit der brennenden Osterkerze zogen Pfarrer Josef Hausner und Pfarrer i. R. Josef Forstner mit den Ministranten in die noch dunkle Kirche ein und das „Lumen Christi“ wurde dreimal angestimmt. Das Licht des Osterfeuers wurde nun an die Gläubigen in der Kirche verteilt.
Das Leiden hatte ein Ende, Freude und Licht beherrschten die Nacht.
Bei seiner kurzen Predigt zeigte Pfarrer Josef Hausner auf die leere Stelle hoch oben im Hochaltar, wo eigentlich während des Jahres immer der Auferstandene zu sehen ist. Diese war leer. Er spannte nun einen Bogen vom leeren Grab Jesu hin zu einer Geschichte, in der es um ein leeres Ei ging: Der behinderte Junge Jakob war mit 12 Jahren erst in der zweiten Klasse. Manchmal brachte er seine Lehrerin durch sein unruhiges Verhalten zur Verzweiflung, obwohl die Lehrerin an sich sehr geduldig war.
Vor dem Osterfest erzählte die Lehrerin Frau Meier den Kindern von der Auferstehung und stellte den Kindern eine Hausaufgabe: Ein Plastikei, das man auf- und zuschrauben konnte, sollten die Kinder mit irgendetwas füllen, das an das neue Leben, an Auferstehung, erinnere. Frau Meier hatte Bedenken, ob Jakob die Hausaufgabe überhaupt verstanden hatte. Am anderen Tag sammelte sie die 19 Eier ein und begann eines nach dem anderen zu öffnen. Eine Blume, ein Schmetterling und ein mit Moss bewachsener Stein kamen zum Vorschein. Sie versinnbildlichen das neue Leben.
Sie lobte die Kinder, die anscheinend die Hausaufgabe verstanden hatten. Dann öffnete sie das vierte Ei. Es war sehr leicht – und es war leer. Sie dachte es sei bestimmt Jakobs Ei. Er hatte die Hausaufgabe also doch nicht verstanden. Und um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, legte sie das Ei unauffällig beiseite. Aber Jakob bemerkte das und fragte: „Wollen Sie denn zu meinem Ei gar nichts sagen, Frau Meier?“ „Jakob dein Ei war doch leer.“ „Ja, aber das Grab Jesu war doch auch leer.“ Die Lehrerin war kurz sprachlos aufgrund der Aussage des behinderten Jungen. Sie fragte ihn, ob er denn auch weiß warum das Grab leer war. Er antwortete ihr: „Ja, Jesus wurde getötet, ins Grab gelegt, und sein Vater hat ihn am dritten Tage wieder auferweckt.“
Nach kurzer Zeit starb der Junge an seiner schweren Behinderung. Auf seinem Sarg lagen 19 leere Eier.
Nach der Eucharistiefeier wurden die mitgebrachten Osterspeisen der Gläubigen geweiht. Musikalisch umrahmt wurde die Osternachtsmesse vom Kirchenchor aus Thürnthenning. Am Ende der Messe gab es noch einen Osterwitz und den österlichen Segen. Nach der Liturgie bekamen die Gläubigen als kleines Ostergeschenk von den Pfarrgemeinderäten noch ein geweihtes Osterei geschenkt.
Besonders ins Auge fiel den Gläubigen der wunderbare Blumenschmuck in der Pfarrkirche. Aus fünf armseligen Holzscheiten, die an den Fastensonntagen vor dem Altar abgelegt wurden, wurde ein blühendes Kreuz. Die Gläubigen hatten am Karfreitag zur Kreuzverehrung Blumen mitgebracht, welche viele Frauen am Karsamstag in mühevoller Arbeit gesteckt haben.