Dornwang, heute geprägt von der unmittelbaren Nähe zum großen BMW-Automobilwerk vor den Toren der niederbayerischen Herzogsstadt Dingolfing, lag in dem einst spärlich besiedelten Gebiet zwischen dem damals eher unwirtlichen Isarmoos und dem wohl bis an die Ortschaft heranreichenden Wald, der sich auf dem Südhang des Isartales ausbreitete. Bis Ende des 20. Jh. gehörte Dornwang zur Pfarrei Veitsbuch im Dekanat Altheim.
Die Expositurkirche St. Martin stellt sich heute als ein über die Jahrhunderte gewachsener Kirchenbau dar, errichtet auf einer leichten Anhöhe inmitten der Ortschaft. Das bestehende Kirchenschiff stammt aus romanischer Zeit. Später wurde das mächtige Mauerwerk aus Nagelfluhquadern im 15. Jahrhundert nach Osten hin geöffnet und ein gotischer Chorraum angefügt. Die Erhebung zur Expositur Anfang des 18. Jahrhunderts war wohl Anlass zum Bau des eingezogenen barocken Chores, der sich über drei Joche erstreckt und im Halbrund schließt. Er ist von einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überzogen, die den Raum gliedern.
Bildhauerische Schätze sind zwei gotische Skulpturen von St. Martin und St. Johannes Nepomuk aus dem Jahr 1480. Das barocke Hochaltarbild mit St. Wendelin in der Glorie fertigte der Dingolfinger Maler Johann Heigl.
Nach Abschluss des Auswahlverfahrens im Zuge eines Künstlerwettbewerbs zur Neugestaltung des Altarraums von St. Martin, Dornwang, steht nun der Künstler fest, welcher die Jury mit seinem Entwurf letztendlich überzeugt hat:
Der Bildhauer und Architekt Tom Kristen (geboren 1968 in Straubing) aus Weil in Oberbayern erwählt eine Aussage des französischen Jesuitentheologen und Naturwissenschaftlers Teilhard de Chardin (1881-1955) zur Grund- und Leitidee seines Entwurfes:
„Gott ist überall gegenwärtig und berührbar wie eine Atmosphäre, in die wir eingetaucht sind. Er umhüllt uns von allen Seiten, wie die Welt selbst.“
Gott selbst, seine Gestalt und sein Wesen sind nicht sichtbar, daher auch nicht darstellbar oder künstlerisch formbar. Die Mitte muss demnach leer bleiben, aber sie ist umhüllt von einer besonderen Atmosphäre. Da ist das „Fanum“, welches das Eigentliche und Große ahnen lässt. Im Grunde ist diese Idee schon in der Ikonographie unseres Kirchenpatrons St. Martin ablesbar.
Der römische Soldat Martin schneidet ein Stück seines Mantels ab und reicht es dem frierenden Bettler. Er teilt mit ihm die wärmende und bergende Hülle, die ihn umgibt. Eigentlich ist es nur eine kleine und beiläufige Geste, bei weitem keine umfassende Hilfe für den armen Mann. Und doch darf jener mit dem Mantelteil das Gutsein und die Barmherzigkeit eines fühlenden Mitmenschen spüren.
Martin wird es später im Traum, da er Christus mit seinem gespendeten Mantelteil in den Händen sieht, aufgehen, dass er das Evangelium in die Tat umgesetzt und dem Aufleuchten von Gottes Herrlichkeit in der Dunkelheit der Welt einen konkreten Ausdruck verliehen hat.
In seiner Interpretation des Sakralraumes von St. Martin will Tom Kristen dem Betrachter gleichsam auch den Mantel reichen, die lichtvolle und warme „Aura“ spürbar werden lassen, die Gott umgibt, die „umhüllte Leere“, die uns in dem vorliegendem Konzept auf verschiedenen Ebenen begegnet. Diese Leere kann letztendlich nur Gott selber füllen mit seiner geheimnisvollen Gegenwart, die sich auftut im Gebet und in der Feier der Liturgie.
Der Altar bildet die wirkliche „neue Mitte“ des barocken Chorraums. Er ist ein ganz kraftvolles und doch behutsam-feines Zeichen. Fugenlos wächst die Grundform eines Tisches über feine Hohlkehlen am Fußpunkt des Stipes aus einem massiven Block aus Auer Kalkstein (sog. „Kelheimer Marmor“) heraus. Die Grundfläche des mächtigen Steinquaders bildet gleichzeitig das Fundament im Altarbereich und verleiht dem Altar eine unverrückbare Position. Gleichzeitig wird der Altar selbst ein Teil der Raumhülle. Der Chorraumbereich erfährt – seiner barocken Grundidee gemäß – durch die Öffnung des bislang vermauerten ursprünglich vorhandenen Ostfensters, mittels einer Reflexionsfläche hinter dem Hochaltar sowie durch opake Vorsatzscheiben vor den Chorfenstern eine Durchflutung mit Licht ohne die bislang recht irritierenden Schlagschatten. Somit wird die historisch überkommene Hochaltaranlage vom Licht umspielt und erscheint in neuem Glanz. Eine wohltuende und verheißungsvolle Atmosphäre wird im Blick in den Chorscheitel erfahrbar, das Raumempfinden der „Wegkirche“ findet hier seine Erfüllung.
Die übrigen Prinzipalien sind von zurückhaltender Präsenz und formal wie material auf den Altar bezogen. Auf der „Kanzelseite“ klinkt sich der Ambo – ebenfalls aus Auer Kalkstein gebildet – mit einer Auflage aus dunkel patiniertem Tombak in die Chorstufe ein. Die Verlagerung der Gestühlsblöcke nach Westen hin erlaubt eine Positionierung des Taufortes im Bereich des südlichen Seitenaltares, dessen Retabel die Figur des hl. Florian, eines alten bayerischen Taufpatrons birgt. Auch die gotische Skulptur Johannes des Täufers ist somit dem Taufstein nicht fern und hilft, ihn an dieser Stelle ausdrucksstark zu verorten. Das Taufbecken selber ist aus rein weißem Laaser Marmor herausgearbeitet und konzentriert an jenem Ort transluzent das Umgebungslicht.
Patrozinium:
St. Martin (11. November)
Gottesdienste
- Hl. Messe
Dornwang: Expositurkirche St. Martin
2. Jun. 2023, 18:30 Uhr - Festgottesdienst mit Fronleichnamsprozession
Dornwang: Expositurkirche St. Martin
8. Jun. 2023, 09:00 Uhr - Hl. Messe
Dornwang: Expositurkirche St. Martin
16. Jun. 2023, 18:30 Uhr - Hl. Messe
Dornwang: Expositurkirche St. Martin
18. Jun. 2023, 10:30 Uhr - Hl. Messe
Dornwang: Expositurkirche St. Martin
23. Jun. 2023, 18:30 Uhr