Aufwändige Renovierungsarbeiten an der altehrwürdigen Kirche
Ein neuer Zelebrationsaltar aus Auerkalkstein wurde am vergangenen Montag in der Dornwanger Expositurkirche St. Martin eingesetzt. Einst wogte die Brandung des Urmeers an den schillernd-bunten Korallenriffs der Ufer des Juragebirges. Im Laufe von Jahrmillionen kondensierte dieses bunte und vielfältige Leben zu Stein. Die Römer ließen einst in Essing nahe Kelheim daraus den faszinierenden Werkstoff für ihre Bauten brechen, später dann die Regensburger Bischöfe für die Errichtung des mittelalterlichen Hohen Doms St. Peter. Der mit der Neugestaltung der liturgischen Orte von St. Martin zu Dornwang beauftragte Künstler Tom Kristen aus dem oberbayrischen Weil hat nun diesen in warm-hellen Farben schimmernden auch als „Kelheimer Marmor“ bekannten Stein als Hauptwerkstoff für die neuen Prinzipalien Altar, Ambo und Taufstein erwählt. Für Pfarrer Stefan Altschäffel, der die Pfarrei Ottering mit der Expositur Dornwang bald verlässt, ist es das schönste Abschiedsgeschenk, „dass es nun etwas geworden ist mit der Neugestaltung des Kircheninneren von St. Martin.“ Das Einsetzen des neuen Altares ist für ihn ein sinnenfälliges Zeichen dafür, dass dem sakralen Raum die ihm gebührende Würde zurückgegeben werde, die ihm aufgrund seiner bis in die Romanik zurückreichenden Baugeschichte zu Eigen ist. Das Gotteshaus des Isarmoosdorfes in der jetzigen Großgemeinde Moosthenning ist ein gewachsener Kirchenbau und hat eine wechselvolle Baugeschichte hinter sich. Der vordere Teil des Langhauses wurde vermutlich bereits im 12. Jahrhundert aus Nagelfluh gemauert. Wie der beauftragte Architekt Manfred Koronowski aus Dingolfing betont, ist dieser Nagelfluh, der aus dem Flussbett der Isar gewonnen wurde, ein ganz tolles Baumaterial, an dem auch heute noch keinerlei Feuchtigkeitsspuren erkennbar sind. In gotischer Epoche wurden dann ein Chor sowie der Turm angebaut, der dann später eine „welsche Zwiebelhaube“ als Abschluss erhielt, welche das Himmelsgewölbe nachzeichnet und im Isarmoos verortet. Von gotischer Bildhauerkunst geben in Dornwang noch heute die beiden mittelalterlichen Skulpturen des hl. Martin sowie Johannes des Täufers eindrucksvoll Kunde, die – eingeborgen in Mauernischen – den Chorbogen flankieren. Die Kirche zu Dornwang zählte in mittelalterlicher Zeit noch zu den Filialkirchen der weitläufigen Pfarrei Veitsbuch. Im 18. Jahrhundert waren schließlich Bemühungen der Dornwanger Bevölkerung erfolgreich, die Erhebung zur Expositur zu erreichen. In diesem Zuge wurde die gotische Apsis durch einen einfachen aber geräumigen Chor mit einem Tonnengewölbe und Stichkappen ersetzt und eine recht gefällige Hochaltaranlage angeschafft. Das große Altarblatt, geschaffen vom Dingolfinger Barockmaler Johann Heigl, zeigt in der Mitte den Kirchenpatron St. Martin hoch zu Ross bei der Mantelteilung mit dem armen Bettler, während der obere Teil die Apotheose des hl. Wendelin, der einst als Patron der Viehhüter verehrt wurde, darstellt. Als Assistenzfiguren begleiten zwei elegante Rokokostatuen des hl. Sebastian sowie des hl. Johannes das barocke „Theatrum sacrum“, welches im Auszug von einem Bild des hl. Urban bekrönt wird, ein Hinweis auf den einstigen Weinbau an den Südängen des Isartales. Später konnten vermutlich aus Beständen des Dominikanerklosters zu Niederviehbach zwei barocke Seitenaltäre zugekauft werden, welche Figuren der Gottesmutter Maria mit dem göttlichen Kind sowie den altbayrischen Taufheiligen Florian zur Verehrung präsentieren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde aufgrund der gestiegenen Bevölkerungszahl eine Erweiterung der Kirche nach Westen hin notwendig. Der durch eine großzügige Spende eines Pfarrangehörigen damals möglich gewordene Anbau nimmt vor allem die recht geräumige Empore auf. Das 20. Jahrhundert war dann bestimmt von verschiedenen Erneuerungsmaßnahmen, welche das Raumgefüge durch die Auflösung des barocken Gestühls zugunsten einer recht massiven bis an die Eingangstür zurückreichenden Bestuhlung sowie den Einbau von verschiedenen Podesten nicht vorteilhaft beeinflusst haben. Zuletzt war die Raumschale durch starke Rissbildungen und Verschmutzungen alles andere als ansehnlich. Außen wurde St. Martin bereits in den Jahren 2007 und 2008 umfangreichen Sanierungsarbeiten unterzogen, insbesondere der mittelalterliche Dachstuhl aufwändig restauriert. Den Mitgliedern der Kirchenverwaltung Dornwang mit Pfarrer Stefan Altschäffel an der Spitze war es bei der Planung der überfälligen Innenrenovierung nun ein großes Anliegen, dass der interessante sakrale Raum seinem historischen Anspruch wieder gerecht werden kann. Die Baugeschichte sollte dabei wieder ablesbar sein und mit der einhergehenden Altarraumgestaltung ein deutliches Signal ausgesendet werden, dass der christliche Glaube und sein liturgisches Vollzug nicht von gestern sind. Rückgängig gemacht wird nun auch die im 20 Jahrhundert erfolgte Vermauerung des östlichen Chorscheitelfensters im Chor. Dadurch wird die Hochaltaranlage in ganz neuem Licht erstrahlen und nicht wie bislang den Kirchenraum abschließen, sondern vielmehr nach oben hin aufschließen. Mit Architekt Manfred Koronowski, Inhaber des Dingolfinger Architekturbüros A2 Architekten, fand man einen sehr engagierten, sensiblen und geschmackssicheren Partner für dieses Vorhaben. An seine Seite trat durch ein Auswahlverfahren zur künstlerischen Gestaltung des Bistums Regensburg der Künstler Tom Kristen, ein gebürtiger Straubinger. Er ist zuständig für die formale Gestaltung der künstlerischen Ausstattung aller neu einzufügenden liturgischen Funktionsorte, die allesamt bislang nur provisorischen Charakter besaßen. Vonseiten des Baureferates mit Diözesanbaumeister Paul Höschl an der Spitze betreut die zuständige Diözesanarchitektin Regina Schober mit großem persönlichem Einsatz das Projekt, das nun mit dem Einbringen des neuen Altares seinen Höhepunkt erreicht hat. In einem sehr mühevollen und spannenden Arbeitseinsatz wurde der neue Altar am vergangenen Montag vom Künstler Tom Kristen, dem vom ihm beauftragten Steinmetzbetrieb Probst und Schröder aus Türkheim sowie von dem mit den Bodenbelagsarbeiten befassten Natursteinbetrieb Gebel aus Straubing in die dafür vorgesehene Öffnung in der Bodenplatte des barocken Chores eingefügt. In den nächsten Wochen wird die Fa. Gebel dann auch sukzessive zu den Bodenbelagsarbeiten den neuen Ambo sowie den Taufstein setzen. Bereits jetzt ist absehbar, dass der neue Altar die wirkliche Mitte des Sakralraums in wunderbarer Weise kennzeichnet. Von der formalen Gestaltung her ist Tom Kristen mit dem neuen Altar eine glaubwürdige Synthese zwischen „Block“ und „Tisch“ , welche dem theologischen Verständnis der Eucharistie als „Opfer“ einerseits und „Mahl“ andererseits entsprechen, in einzigartiger Weise geglückt. Der massive Steinblock ist noch deutlich sichtbar in der Bodenplatte aus welcher die Skulptur eines Tisches über feine Hohlkehlen gleichsam herauswächst. Das Material Auerkalk wirkt alles andere als kalt und unbelebt, was dem Werkstoff „Stein“ manchmal unberechtigter Weise zugesprochen wird. Die vielfältigen fossilen Bestandteile bilden eine Symphonie aus bizarren Formen, in denen man sogar mit etwas Phantasie eine „Martinsgans“ zu erkennen glaubt.
Bis der sakrale Raum sich für die Kirchenbesucher wieder öffnet, müssen jene sich allerdings noch ein wenig gedulden. Bis in den Spätherbst wird es dauern, bis die Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten an der historisch überkommenen Ausstattung vollendet und die neuen Kirchenbänke, in welche die vorhandenen Akanthuswangen sinnvoll integriert sind, eingebaut sind. Auch die Kirchentechnik mit Beleuchtung, Bankheizung, Lautsprecheranlage und Liedanzeige wird bis dahin auf den neuesten Stand gebracht. Die Altarweihe, zu der das Kommen des Diözesanbichofs Dr. Rudolf Voderholzer schon angefragt wurde, erfolgt wohl Anfang des neuen Jahres. Erst nach dieser Feier können dann die neuen Prinzipalien auch benutzt werden und die große Maßnahme eine glückliche Vollendung finden.
Die Finanzierung des Projektes ist – wenn auch sehr knapp – soweit gesichert. Die Kostenentwicklung verläuft bislang sehr günstig. Den Löwenanteil der Förderung übernimmt das Bistum Regensburg, welche 45 % der anerkannten Baukosten übernimmt. Die Gemeinde Moosthenning übernimmt die historisch überkommene Mitverantwortung für die Erhaltung des Kulturgutes mit einer Bezuschussung von 5%. Ein bewährter Unterstützer dieses Anliegens ist auch in Dornwang der Landkreis Dingolfing-Landau. Pfarrer Stefan Altschäffel konnte weiterhin erreichen, dass der Bezirk Niederbayern erstmals bauliche Maßnahmen an einer Expositurkirche finanziell fördert. Der Kulturausschuss des Bezirkes hat in einer „Lex Dornwang“ nun eine Änderung der Förderrichtlinien auf den Weg gebracht, der künftig auch anderen Expositurkirchenstiftungen in ganz Niederbayern zugutekommen wird. Es besteht die Hoffnung darauf, dass auch aus Mittel aus der Bayerischen Landesstiftung fließen. Anlässlich seines Abschiedes aus der Pfarrei hatte Pfarrer Altschäffel außerdem gebeten, von persönlichen Geschenken abzusehen und einen Beitrag für das Kirchenerneuerungsprojekt in Dornwang zu leisten. Hier sind nun 3000 € zusammengekommen. Trotz allem ist die Maßnahme eine große finanzielle Herausforderung für Kirchenpfleger Werner Maißer, der um die finanziellen Mittel der kleinen Expositurkirchenstiftung Sorge trägt. So ist die Dornwanger Bevölkerung nun auch gebeten, mit Spenden zum weiteren Gelingen beizutragen.