Anfang November waren die Christen in der Pfarrei Ottering und Umgebung zu einem neuen MAISL (Modernes Abendgebet im Scheinwerferlicht) in die Pfarrkirche eingeladen. „Ach, du heiliger Strohsack“, rufen wir im Alltag in manchen Situationen aus und genau diesen besonderen Heiligen stellte Pfarrer Hausner diesmal in den Mittelpunkt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Strohsack stand vor dem Altar der in sanfte Farbtöne getauchten dunklen Kirche.
Allerheiligen lag ja erst ein paar Tage zurück, jenes freudige Hochfest, bei dem aller Heiligen gedacht wird, deren Namen wir nicht kennen. Aber gehört der heilige Strohsack wirklich in die Riege jener großen Vorbilder im Glauben, die wir heilig nennen? Denn was heißt das denn eigentlich: „heilig“? „Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind!“, ruft uns der Apostel Paulus im Römerbrief zu. Auf der Suche nach diesen Heiligen hatte sich Pfarrer Hausner im Vorfeld in der Otteringer Kirche umgesehen. Genau 14 Heiligenfiguren hatte er dabei gezählt, aber… Heiliger Strohsack! Eine Figur fehlt! Aber welche denn? Die Gläubigen rätselten.
Als kleinen Fingerzeig wies Pfarrer Hausner schließlich auf einen namenlosen Heiligen im Altarschrein. Nun, ganz namenlos sei dieser Heilige nicht. Sicher habe er einen Namen, nur wissen wir ihn heute nicht mehr. In jedem Fall habe er eine Hand frei und erinnert uns somit an unsere eigene Berufung zur Heiligkeit. Wir selbst sind Heilige, oder zumindest Geheiligte, die versuchen sollen, immer mehr nach dem Willen Gottes zu leben. Denn er allein ist der Heilige. Streng genommen gibt es also keine heiligen Menschen, denn nur Gott ist heilig. Trotzdem können und sollen wir danach streben, Gottes Heiligkeit näher zu kommen, indem wir seine Gebote erfüllen und nach seinem Willen leben. Vorbild für so ein Leben sind uns diejenigen, die Gottes Heiligkeit schon ziemlich nahe gekommen sind: die Heiligen.
Zur Ermutigung und Erinnerung daran, durfte jeder der achtzig MAISL-Teilnehmer eine Heiligenkarte ziehen – und diesen Heiligen als zukünftigen Ratgeber mit nach Hause nehmen.
Und den heiligen Strohsack? Den gibt es natürlich nicht wirklich. Aber das Stroh kann uns ein Zeichen sein für den, der an Weihnachten im Stall geboren wird und auf Stroh in einer Futterkrippe liegt: Jesus Christus, das Allerheiligste!