Johannesbrunnen in Ottering
“Ein Dorfbrunnen erzählt Geschichten”
Bildhauerin Jutta Wimmer

Einzigartig weit und breit…der fünffache Johannes….
Die Pfarrkirche zu Ottering (im neugotischen Stil erbaut 1862/1863) ist nach dem Vorbild der Laterankirche in Rom sowohl dem Hl. Johannes dem Täufer als auch dem Hl. Evangelisten Johannes geweiht.
Aufgrund seines Standorts im Umfeld der Kirche war es deshalb naheliegend, den neuen Bronzebrunnen diesen Heiligen zu widmen. So stellt dessen zentrale Figur – von vorne betrachtet – Johannes den Täufer dar.
Als Asket und Bußprediger ist er barfuß und trägt ein härenes Gewand. Ganz der Tradition folgend sind ihm Lamm und Kreuzstab beigefügt. Seine Hand weist auf das Opferlamm hin und sagt damit: „Seht das Lamm Gottes“.
Kein Zufall ist es, dass Johannes inmitten der „Wasserquelle“ des Brunnens steht, ein deutlicher Bezug zum Taufquell ist hier sichtbar.
Die Rückseite der Statue hingegen ziert kein grobes Fellkleid, sondern ein eleganter Umhang, auf dem ein Buch mit dem Adler sowie ein Becher mit der Schlange zu sehen sind, die überlieferten Attribute Johannes des Evangelisten.
Der Legende nach hatte er schadlos einen Giftbecher ausgetrunken und so Gottes Macht vor einer ungläubigen Menge bewiesen, die sich daraufhin bekehrte.
Das Buch steht für das Johannesevangelium und der Adler für dessen machtvolles Wort, das – wie auf Flügeln getragen – die Welt erobert.
Eine Besonderheit in Ottering ist es, dass neben den beiden bereits genannten noch zwei weitere Heilige mit dem Namen Johannes im Umfeld des Ortskerns präsent sind:
Die Schule sowie die ihr zuführende Straße tragen den Namen des Hl. Johannes Don Bosco, während die Brücke im Südosten mit dem Hl. Johannes Nepomuk in Verbindung gebracht werden kann.
Dieser Heilige stellt zudem einen Zusammenhang her zum Patron der Otteringer Filialkirche zu Thürnthenning, 1732 in prächtigem Barockstil erbaut.
Auf diese beiden Heiligen wird zu Füßen der Brunnenfigur in kleinen Bronzereliefs hingewiesen, die in die Richtung der beschriebenen Bezugspunkte zeigen.
Johannes Nepomuk (gest. 1393) wird durch eine Brücke symbolisiert mit der lateinischen Aufschrift: „tacui“ – ich habe geschwiegen.
Die übliche Darstellung Nepomuks mit fünf Sternen beruht auf den fünf Buchstaben dieses „tacui“.
Sie besagen, dass er wegen seiner standhaften Wahrung des Beichtgeheimnisses auf Befehl des Prager Königs Wenzel von der Karlsbrücke in die Moldau gestoßen wurde.
Der zwitschernde Vogel beim Namen Johannes Boscos (1815-1888) erinnert an sein Lebensmotto: „
Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“, mit dem er sich um ein Heim und die Schulausbildung für Turiner Straßenkinder kümmerte.
Schließlich wurde im Entstehungsjahr des Brunnens, 2011, Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Auch darauf weist ein Schriftzug in der Bronze hin.

Der zwitschernde Vogel beim Namen Johannes Boscos (1815-1888) erinnert an sein Lebensmotto: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“, mit dem er sich um ein Heim und die Schulausbildung für Turiner Straßenkinder kümmerte. Schließlich wurde im Entstehungsjahr des Brunnens, 2011, Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Auch darauf weist ein Schriftzug in der Bronze hin.
Unter dem „fünffachen Johannes“ befindet sich ein Reliefband, das sich mit der Otteringer Geschichte befasst. Entscheidend für die sehr frühe Ansiedlung von Menschen an diesem Ort war sicher der Otterbach. Mit Messer, Schwert, Gewandnadel und Schmuckspiralen sind Grabfunde dargestellt, die eine frühe Siedlung bereits in der Bronzezeit (um 1500 v. Chr.) und später in der Zeit der Kelten (ab 800 v. Chr.) belegen. Die Struktur war stets ländlich geprägt. So zeigt das Relief auch die Bestellung des Bodens zuerst mit der Hand, später mit Pferde- oder Ochsengespann und ersten Sämaschinen, dann mit Traktoren, die schließlich die heutige Flurbereinigung notwendig machte.
Ganz in der Nähe des Brunnens befand sich einst das vom 19. Jh. stammende historische Ensemble aus Kirche, Pfarrhof mit den Ökonomiegebäuden samt Wasserreserve und Schule; auch das ist nach alten Fotos zur Erinnerung dargestellt. Die Inschrift „Othmaring“ nimmt zudem Bezug auf die Herkunft des Namens Ottering, gilt doch ein Bajuware namens „Othmar“ als Otteringer Ahnherr. Das Vereinsleben in Ottering ist rege und zeigt den gewachsenen Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft darin, dass manche Vereine sogar schon auf eine über hundertjährige Geschichte zurückblicken können (KSK Ottering seit 1884; Freiwillige Feuerwehr seit 1885, Obst-und Gartenbauverein seit 1920, Katholische Landjugend seit 1929, FC Ottering seit 1947/48, Stelzengehverein Stockerpoint und Seniorenclub seit 1993). Die Flurbereinigung klärt das Bild der Kulturlandschaft – angedeutet mittels einer „alten“ und einer „neuen“ Kartenskizze inmitten verschiedener im tertiären Hügelland Niederbayerns angebauter Getreidesorten.
Statt eines Flurdenkmals außerhalb des Ortes entschied man sich in Ottering im Rahmen der Flurbereinigung und Dorferneuerung für einen kleinen Dorfplatz mit dem Johannesbrunnen als Zeichen der Dankbarkeit für das gelungene Werk sowie zur Erinnerung an den bleibenden Auftrag, die Bedeutung einer lebendigen Dorfgemeinschaft auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes hoch zu schätzen. Gemeinschaftsinn, Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft sollen auch in Zukunft für das Zusammenleben der Otteringer Dorfbevölkerung bestimmend sein.
Der Brunnen, gefertigt in der Gießerei Gugg in Straubing, wird auf ganz natürliche Art von der noch bestehenden Wasserreserve im Pfarrhofbereich gespeist und kommt somit ohne technische Hilfsmittel aus.
Auf den Anlass der Brunnenentstehung wird durch ein zweites Reliefband mit der Inschrift hingewiesen: „Flurbereinigung und Dorferneuerung 1994 –2011“.
(Text und Bilder: Jutta Wimmer und Pfarrer Stefan Altschäffel)