Was haben der bekannte Beatlessong „Let it be“ und die Geschichte vom Seiltänzer, der seinen Sohn mit einer Schubkarre auf dem Seil fährt, in einer modernen Abendliturgie zu suchen? Die Antwort dazu erhielten die zahlreichen Besucher am Donnerstag und Freitag beim abendlichen Besuch des MAISL´s in der Pfarrkirche, wo Pfarrer Josef Hausner den Gedanken des totalen Gottvertrauens am Beispiel der Mutter Gottes Maria aufzeigte.
Wieder einmal war die Kirche in farbiges Licht getaucht und vom Deckengewölbe hing ein riesiger blau beleuchteter Rosenkranz herab, als der Abendgottesdienst mit dem Lied „Let it be“ eröffnet wurde. In seiner Begrüßung resümierte Pfarrer Josef Hausner an die Doppelbedeutung des Satzes „Lass es sein“ und erinnerte an das allererste MAISL mit wenigen Besuchern, als er sich die Frage stellte, ob er sein MAISL ob der geringen Resonanz nicht lieber bleiben lassen sollte. Er entschied sich damals für die zweite Bedeutung von „Lass es sein“ und verfolgte weiter den Plan, diese Form eines monatlichen Abendgottesdienstes anzubieten. Die Freude über den Erfolg dieser Entscheidung mit der ständig anwachsenden Besucherzahl war dem Geistlichen den ganzen Gottesdienst anzumerken und so ließen sich auch die Gläubigen entsprechend frohgesinnt auf das gestellte Thema der abendlichen Feier ein.
Ob der Songwriter Paul McCartney mit den folgenden Liedzeilen seine Mutter Mary oder die Mutter Gottes meinte, ist abschließend nie ganz geklärt:
„Ich träum von freundlichen Gesichtern. Wenn ich mich in sorgenvollen Zeiten befinde, erscheint mir Mutter Mary und spricht weise Worte: Nimm’s dir nicht so zu Herzen!
Und in meiner dunkelsten Stunde steht sie direkt vor mir und spricht weise Worte: Nimm’s dir nicht so zu Herzen!“
Jedenfalls kann man leicht den Bezug zur Mutter Gottes herstellen, die selbst in all ihren Lebenssituationen, von der Empfängnis bis unter dem Kreuz, die positive Aussage von „Let it be“ („lass es geschehen“) zuließ und alles vertrauensvoll in die Hände Gottes empfahl. Ein schwangeres Mädchen heute und Let it be, eine Mutter bei der Hinrichtung ihres Sohnes und Let it be, das ist nicht zum Ausdenken.
In seiner Predigt schwärmte der Geistliche dann über das Rosenkranzgebet, das all diese Situationen aus dem Leben Mariens auch in unsere Lebensphasen zur Sprache bringe könne. Dabei meinte er, dass dieses Gottvertrauen, das wir in den Rosenkranzgeheimnissen formulieren, uns im Gebet mit anderen Menschen verbindet und uns durch die meditative Art Ruhe und Gelassenheit schenkt und gegenseitig trösten kann. Er sagte wörtlich: „Eine gute Art zu beten ist es, beim Gleiten der Finger über die Rosenkranzperlen an Menschen zu denken, mit denen ich mich verbunden weiß, die mir heute begegnet sind, um die ich mir Sorgen mache.“ Schon in der Lesung Jer 1,4-10 von Berufung Jeremias zum Propheten erfassten die Zuhörer, dass Ängste einen Menschen lähmen und abhalten, Vertrauen auf Gott zuzulassen. Vertieft wurde diese Erkenntnis mit der Seiltänzergeschichte, wo das Kind im Schubkarren auf dem Seil als Antwort auf die Frage nach dem großen Wagnis und der Angst antwortet: „Nein, warum auch? Der Seiltänzer dort, das ist ja mein Vater!“
Bei jedem MAISL gibt es eine Aktion. Pfarrer Hausner stellte sie diesmal so vor: „Vielleicht sagt sich jetzt so mancher unter Ihnen: Jetzt habe ich viel vom Rosenkranz gehört, aber ausprobieren kann ich es trotzdem nicht, weil ich keinen zuhause ab. Ihr bekommt heute am Ende vom Ausgang einen besonderen Rosenkranz geschenkt. Einen MAISL-Rosenkranz mit bunten Perlen. Ich möchte diese segnen. Möget ihr euch immer daran festhalten können. Es ist das Seil, das uns trägt.“
Wie immer ist die Aussetzung des Allerheiligsten der Höhepunkt des abendlichen Gottesdienstes. Eingeleitet wurde die Anbetung mit dem Lied: „Immer mehr von Dir“ (24/7 worship): „Immer mehr von Dir, immer mehr, immer mehr sein wie Du, immer mehr. Immer mehr Deine Worte verstehen, Deine Werke tun, oh Herr, immer mehr. Du bist ein Gott, der seine Kinder liebt, der als ein Vater ihr Verlangen sieht. Niemand und nichts kommt Dir jemals gleich, oh Herr. Du zeigst Dich uns als ewig treuer Freund und weißt genau, wie unser Herz es meint. Gib uns mehr von Dir, immer mehr.“
In den Fürbitten mit der Botschaft „Sorgt euch nicht“, wurde an die Nöte von Menschen, die durch schwere Lebenssituationen niedergedrückt und von Kummer verzerrt werden, gedacht. Nach einer wunderschönen stillen Phase, in der alle Gläubigen in eigenen Anliegen beten, bitten und danken konnten, rundete das Lied: „Mit allen meinen Träumen, komme ich zu dir“ (Kurt Mikula) die Begegnung mit dem Allerheiligsten ab.
Bevor der Gottesdienst mit den Liedern „Oh Maria“ (franz. Version) (Markus Wittal) und „Lady Madonna“ (Beatles) ausklang, bedankte sich Pfarrer Josef Hausner bei allen Helfern und Teilnehmern für ihr Dasein. Spaßiger Weise meinte ein Besucher, als er dann am Ausgang das Rosenkranzgeschenk in Empfang nehmen durfte, ob nicht vielleicht auch das jeweilige Aktionsgeschenk bei jedem MAISL dazu beitrage, dass immer mehr diese Gottesdienstform lieben lernen. Jedenfalls findet laut Hausners Terminkalender das nächste MAISL am 18./19. November mit dem Thema „Adieu“ statt.
Bericht: Michael Wenninger sen.
Bild: Anica Klatt