Es gibt eine Zeit zum Abschiednehmen
Das 24. MAISL-Thema „Adieu“ führte am vergangenen Donnerstag und Freitag die zahlreichen Besucher in die Gedankenwelt über das Lebensende, wozu sogar Pfarrer Josef Hausner bekannte, dass die Herbst- bzw. Novemberzeit auch für ihn oft bedrückend sei. Wieder einmal ließen sich die Gottesdienstteilnehmer von den Gedanken zum Herbst, dem Fallen der Blätter von den Bäumen und der Sicht auf das eigene begrenzte Leben inspirieren und konnten in den Antworten des Glaubens Hoffnung und Zuversicht erhalten.
Eröffnet wurde dieses Abendgebet im Scheinwerferlicht mit dem Lied der Toten Hosen “Nur zu Besuch. Der Text führt den Zuhörer scheinbar auf den Friedhof: “Immer wenn ich dich besuch`, fühl ich mich grenzenlos. Alles andere ist von hier aus so weit weg. Ich mag die Ruhe hier, zwischen all den Bäumen, als ob es den Frieden auf Erden wirklich gibt”. Am Ende des Liedes wird vom Wiedersehen gesprochen, welches auch in jedem Adieu-Ruf, dem Thema des Gottesdienstes zum Ausdruck gebracht wird. Das Abschiednehmen wird auch deutlich in der Natur zum Ausdruck gebracht, wenn die Blätter sich fast lautlos von den Bäumen verabschieden.
Um den Gottesdienstbesucher für diese Thematik zu sensibilisieren, gab es neben den ausgewählten Liedern als sichtbares Zeichen auf dem farblich beleuchteten Altar einen herbstlichen Baum, der nur noch wenige Blätter trug. Der Pfarrer meinte, dass ein MAISL in dieser Zeit, wo die Blätter fallen, die Fallzahlen der Pandemie gleichzeitig steigen und andere um ihre Existenzen kämpfen, den Teilnehmer Mut machen und Trost spenden müsse. Freilich kommen wir uns umhergewirbelt haltlos wie ein Blatt im Wind vor. Zum Abschluss der Themahinführung wurde die Frage gestellt: Woher Zuversicht nehmen im Wirrwarr und Durcheinander dieser Zeit? Die Antwort gibt einmal mehr das Herbstgedicht von Rainer Maria Rilke: „Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“ In den Schrifttexten, Lesung (Offb 21,4) und Evangelium (Joh 16,16-24), wurde dieses Auffangen, diese Hoffnung auf ein Weiterleben, auf ein Wiedersehen mit den Sätzen „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal drücken“ und „So habt auch ihr jetzt Trauer, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude.“, unterstrichen.
Besondere Emotionen rief das Lied „Amoi seg´ ma uns wieder” von Andreas Gabalier hervor, wo diese Grundgedanken durch die Sätze „Uns allen ist die Zeit zu gehen bestimmt, wie ein Blatt getragen vom Wind gehst du zum Ursprung zurück als Kind. Einmal sehen wir uns wieder.“
In seiner Predigt sprach der Geistliche davon, dass unser Leben voller Abschiede sei, dass alle Abschiedsrufe das „ad deum“ („zu Gott hin“) in sich bergen und damit nicht endgültig sei, sondern die Hoffnung auf das Wiedersehen bei Gott beinhalte. So wie die Jünger sich von Jesus verabschiedeten und er ihnen versprach, bei ihnen zu sein und auf sie warte, so können auch wir glauben, dass dieses Versprechen auch für uns gelte. Abschließend meinte der Pfarrer, dass ein ewiges Leben ohne die anderen, die mit uns gelebt haben, kaum denkbar sei und lud dann die Besucher ein über die Frage, „Auf wen freuen Sie sich am meisten im Himmel?“ nachzudenken. Ferner rief der Geistliche dazu auf, allen lieben Menschen rechtzeitig zu sagen, dass man sie liebt, denn es könnte eines Tages zu spät sein. Auch das Lied: „Home” (Michael Patrick Kelly) unterstreiche den Gedanken des Abschied Nehmens mit den Worten, „ich segle nach Hause, so auf Wiedersehen, geliebter Freund.“
Als Aktion zur Erinnerung an dieses MAISL kündigte der Pfarrer an, dass es nach dem Gottesdienstes dieses Mal einen Pack Taschentücher gäbe. Sie sollen ihre Tränen trocknen, wenn sie traurig sind und weinen. Auf der Packrückseite seien Trostsprüche zu finden, damit nach den Tränen wieder Hoffnung einkehre.
Bei der Aussetzung des Allerheiligsten wurde der kahle Baum entfernt und die Monstranz auf den Altar gestellt. Die Gegenwart Gottes soll bezeigen, dass über dem Tod das Leben steht.
In den Fürbitten wurde um Vertrauen für die Menschen gebetet, die durch den Tod eines lieben Menschen in Trauer und Schmerz verzweifelt sind, damit sie wieder eine Zukunft in Zuversicht erlangen.
Abschließend dankte Pfarrer Josef Hausner allen Gottesdienstteilnehmern und seinem Helferteam und kündigte an, dass am 06./07.Januar das nächste MAISL mit dem Titel „Silver Star“ geplant sei und entließ die Gläubigen mit dem flotten Song „Servus, mach´s guat“ von Nicki auf den Nachhauseweg.
Bericht: Michael Wenninger
Foto: Johanna Ferstl