Wer am vergangenen Donnerstag oder Freitag am modernen Abendgebet im Scheinwerferlicht der Pfarrkirche St. Johannes teilgenommen hat, wird sofort von dem herrlichen Blumenmeer um den österlichen Altar beeindruckt gewesen sein, aus dem die Statue des auferstandenen Christus vom Sieg über den Tod selbstredend auf die Besucher wirkte. Spätestens bei der Aussetzung des Allerheiligsten wurde allen bewusst, dass dort wo Jesus ist, der Zugang zum Paradies zu finden ist.
Bei der Eröffnung des MAISLs mit dem Lied „Conquest of paradise“ (Vangelis) keimte das Gefühl des Sieges und des Triumphs auf. Dementsprechend wünschte Pfarrer Josef Hausner in seiner Begrüßung, dass wie beim parallel in Ottering stattfindenden Konzert von „dicht und ergreifend“ der Name der Band auch Programm beim Gottesdienst sein möge. Schließlich sitzen die Kirchenbesucher*innen auch hier dicht beieinander und erleben hoffentlich ergreifende Momente.
So erläuterte der Geistliche seinen Gottesdienstteilnehmer*innen mit Gebeten, Liedern und Bildern, dass wir das Paradies verloren haben, dass wir jenseits von Eden leben und ständig auf der Suche nach dem paradiesischen Ort und Zustand sind, aber nur mit der Auferstehung Jesu einen neuen Zugang zu Gott und damit zum Garten Eden haben.
In der Lesung nach Jesaja konnte man hören, dass der Prophet von diesem paradiesischen Zustand kündet, bei dem es kein Leid mehr gibt und die Gerechtigkeit siegt: „Denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn!“ Im Evangelium von der Kreuzigung verheißt Jesus dem mitgekreuzigten Verbrecher: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Pfarrer Hausner predigte über das irdische Paradies, dass es Orte (Tegernsee, Karibik) gebe, die paradiesisch seien und dass es Lebenssituationen und Dinge (Wellnesstag oder eine gute Brotzeit) gebe, die uns dieses vermeintliche Gefühl suggerieren. Insbesondere die Werbung verleite uns in dem Glauben, dass wir uns das Paradies erkaufen können. Dabei bediene sie sich vieler religiöser Symbole (z.B. Apple mit dem angebissenen Apfel), um damit eine Art Ersatzreligion anzubieten. Sie besetze die für viele Menschen längst frei gewordene Stelle Gottes mit einem Produkt und versuche so, aus Kunden Marken-Gläubige zu machen.
Das Paradies jedoch liege nicht im Konsum, sondern in der Gemeinschaft mit Gott im kommenden Reich. Wir kommen durch die Liebe zu Gott, zum Mitmenschen und zu uns selbst zurück in das Paradies. Insbesondere versprächen die Gärten in der Heiligen Schrift ein Leben in Fülle, das Gott denen verheißt, die an ihn glauben.
Pfarrer Hausner meinte, dass Gott vielleicht gerade in unseren Gärten, um die wir Menschen uns kümmern, die Sehnsucht nach jenem paradiesischen Zustand groß werden lässt, der am Anfang war und zu dem hin wir unterwegs sind. Es komme auch nicht von ungefähr, dass sich das Grab Jesu, in dem er bestattet wurde, auch in einem Garten befand. Dort verwandelt sich der Garten der Tränen und des Grabes für Maria Magdalena, die dem vermeintlichen Gärtner Jesus begegnet, am Ostermorgen in einen Garten der Freude und des Jubels über die Auferstehung.
In einer Geschichte wurden parallel zur Schöpfungsgeschichte aus Genesis die sieben Tage auf die Zukunft projiziert und ein idealer Verwandlungsprozess der Welt in sieben Jahren skizziert. Dabei spielten die Schaffung des Weltfriedens, eine gesunde Natur, eine lebenswerte Umwelt und die totale Liebe zueinander und zu Gott eine Rolle, was letztendlich dazu führte, dass Gott unter den Menschen wohnte und sie ihn lobten und preisten.
Die eucharistische Anbetung wurde umrahmt von einem Song mit dem Text: „Halleluja, preist den, der mir Freiheit gab. Halleluja, er besiegte Tod und Grab. Alle Ketten sind gesprengt von dem Gott, der Rettung bringt. Jesus, meine Hoffnung, lebt.“
Natürlich durfte am Ende der Gebetsstunde das gleichnamige Lied von Nino de Angelo „Jenseits von Eden“ nicht fehlen. Die Lyrics sind in dieser Zeit so aktuell wie eh und je: „Wenn wir nicht fühlen, die Erde, sie weint wie kein andrer Planet. Dann haben wir umsonst gelebt. Wenn man für Liebe bezahlen muss, nur um einmal zärtlich zu sein. Dann haben wir umsonst gelebt. Wenn uns gar nichts mehr zusammenhält, verlöscht vielleicht das letzte Licht der Welt. Wenn unser Glaube nicht mehr siegen kann, dann sind wir jenseits von Eden.“
Wie immer gab es zum Schluss für die Mitfeiernden ein Geschenk, nämlich einen Veilchenstock. Dazu zitierte Pfarrer Josef Hausner den Dichter Alighieri Dante: „Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.“ Abschließende bedankte sich der Geistliche bei den Teilnehmer*innen dieses MAISLs und bei seinen Helfer*innen und kündigte das nächste und zugleich letzte MAISL als ein Open Air am 28./29. Juli mit dem Thema „Memory“ im Pfarrgarten an.
