Am Freitag, den 23. Oktober, lud Pfarrer Josef Hausner wieder zum abendlichen MAISL (Modernes Abendgebet im Scheinwerferlicht) in die stimmungsvoll beleuchtete Otteringer Pfarrkirche ein, die unter Einhaltung der Hygienebestimmungen bis auf den letzten Platz gefüllt war. Das Thema diesmal war, auf gut Bairisch: “Obandln”. Flirten also, oder, etwas poetischer formuliert: ein Band zu jemandem knüpfen. Dieser jemand, mit dem die Gläubigen an diesem Abend “obandln”, ist Gott, der uns liebt und der uns doch oft so fremd erscheint. In modernen Liedern, Gebeten, Schrifttexten und Geschichten fand jeder seinen ganz persönlichen Ansatzpunkt um sein Band mit Gott zu knüpfen oder sogar zu intensivieren.
Gott selbst ist da ja sehr kreativ. In der Bibel finden wir zahlreiche Arten, wie Gott sein Band zu den Menschen knüpft. Ein Beispiel für so ein “Freundschaftsband” oder Bundeszeichen ist der Regenbogen, den Gott im Buch Genesis als Symbol für Frieden, Versöhnung und dauerhafte Freundschaft an den Himmel setzt. Die Geschichte von der Arche Noah, die im Zeichen des Regenbogens ihr Happy End findet, ist nicht umsonst eine der beliebtesten biblischen Erzählungen.
Auch in der Pfarrkirche erstrahlte der Regenbogen in seinen prächtigen Farben als Installation über dem Volksaltar. Auf dieses besondere Zeichen der Treue Gottes ging Pfarrer Hausner in seiner Katechese ein. Dabei wurde bei so manchem Zuhörer die Erinnerung aufgefrischt an jene Regenbögen, die wir in Coronazeiten schon in vielen Fensterscheiben gesehen haben, meistens gemalt von Kindern. Trotz Kontaktverbot schuf das gemeinsame Malen eines Regenbogens ein Gefühl von Gemeinschaft und stiftete bei Passanten die Hoffnung “Tutto andrà bene”, “Alles wird gut.” Viele Kinder, Seniorenheime und Gemeinden hängen auch in diesen Wochen einen Regenbogen in die Fenster um damit auszudrücken: Das Hoffen nicht vergessen! Denn Gott hat uns nicht vergessen, das Zeichen seines Bundes besteht.
Ein Regenbogen aber kann nur entstehen, wenn es regnet und zugleich die Sonne scheint. Als Erinnerung daran platzierte Pfarrer Hausner die Monstranz mit dem Allerheiligsten auf dem Altar, direkt unter dem Regenbogen. Jesus, der im Allerheiligsten gegenwärtig ist, gleicht der Sonne, die unser Leben erwärmt und erhellt. In der eucharistischen Anbetung, den Fürbitten und dem folgenden Segen waren die Gläubigen eingeladen, Gott im Gebet zu danken und zu loben.
Am Ende erwartete die Teilnehmer noch eine süße Überraschung im Pfarrhof: Lebkuchenherzen! Was das mit dem Regenbogen zu tun hat? Die Antwort gab Pfarrer Hausner in seinen Ausführungen: Gottes buntes Band am Himmel wird bekanntermaßen aus sieben Farben gebildet. Im Mittelalter galt diese Zahl als Ausdruck der Vollendung und man gab sich Mühe, diese Zahl möglichst oft einzusetzen. Für die Weihnachtszeit zum Beispiel stellte man ein Gebäck aus siebenerlei Gewürzen her – den Lebkuchen. Im Wort Lebkuchen steckt das althochdeutsche Wort „leb“ und bedeutet „Heil- und Arzneimittel“. Bittere Medizin wurde gern in die feinen Küchlein eingearbeitet. Oft wurden die Lebkuchen damals mit dem Hinweis weitergegeben, dass es Christus ist, der uns heilt, weil er unser Arzt und Heiland ist. Die Herzform bekam der Lebkuchen dann deswegen, weil er etwas zu den Menschen sagen möchte, nämlich: “Gott ist die Liebe. Gott hat ein Herz für dich! Dieser Gott, der in Jesus Mensch wurde, hat ein Herz für uns Menschen.” Schließlich kann uns so ein Lebkuchenherz auch zu etwas auffordern: weil Gott euch sein Herz, seinen Sohn, geschenkt hat, werdet auch ihr zu genießbaren Menschen. Zu Menschen, die von Herzen gut – herzlich! – miteinander umgehen.
Die 120 Lebkuchenherzen, die den Gottesdienstteilnehmern geschenkt wurden, waren von Sabines Süßigkeitenstand “Süße Versuchung” gespendet worden. Pfarrer Hausner bedankte sich herzlich für die Spende und bei den zahlreichen Helfern, die auch dieses MAISL wieder möglich gemacht hatten, ebenso wie bei Pfarrer Diermeier aus Frontenhausen, der den Regenbogen zur Verfügung stellte.


