Das Leuchten eines uralten Wunders
Die Osterfeiertage sind vorbei. Ostern – viele denken dabei an den Osterhasen, bunte Eier und das Festessen im Kreise der Familie. Für die Christenheit ist Ostern jedoch viel mehr: Das erste unter den christlichen Festen welches hochfeierlich begangen wird – so auch in der Pfarrgemeinde Ottering.
Die letzte Woche vor Ostersonntag, die Karwoche, ist die Kernzeit der österlichen Passionszeit. Die drei Tage von Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus Christus – Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag – bilden die wichtigsten Tage des Kirchenjahres. Am Gründonnerstag gedenkt die christliche Kirchengemeinde dem letzten Abendmahl Jesu mit den Aposteln am Vorabend seiner Kreuzung. In den Gottesdiensten am Gründonnerstag gingen Pfarrer Stefan Altschäffel und sein Team bewusst auf die menschliche Seite Jesu ein: Mit der Verkündigung der Liebe Gottes hatte Jesus den Hass der religiösen Führer der Juden auf sich gezogen, wurde als politischer Unruhestifter verdächtigt. Er wusste um die drohende Katastrophe, wich dem Unheil aber nicht aus. Um die Weissagung der Propheten zu erfüllen ritt er am Palmsonntag auf einem Esel durch das Stadttor Jerusalems in die „Höhle des Löwen“. Beim letzten Abendmahl mit seinen Freunden lag das Unheil bereits in der Luft. Jesus hatte Angst. Die dem letzten Abendmahl folgende Ölbergszene zeigt uns: Jesus hing am Leben. Er bettelte seinen geliebten Vater an, er möge ihm das alles ersparen. Er kämpfte mit seinem Schicksal und prüfte seine Liebe – floh aber nicht und besiegelte so sein Schicksal. Am Karfreitag wurde in den Kirchen der Pfarrgemeinde des Leidens und Sterbens Christi in der Karfreitagsliturgie gedacht. Jesu Tod wird als Opfertod für die gefallene Menschheit gedeutet. Er stirbt, weil er seine Verkündigung vom liebenden Gott nicht zurücknehmen will. Das Kreuz, in dem sich göttliche und menschliche Sphäre im Quer- und Senkbalken verbinden, ist für alle Zeit das Zeichen dieses neuen Bundes, der immerwährenden Hochzeit von Himmel und Erde, von Gott und Mensch. Am Karsamstag waren die Kirchen der Pfarrgemeinde Ottering tagsüber zum stillen Gebet geöffnet. Die Osternachtsfeiern begannen um 20 Uhr in Ottering und Dreifaltigkeitsberg und um 6.00 Uhr am Ostersonntag fand die Osternachtsfeier in Moosthenning statt. Trotz der frühen Morgenstunde – gepaart mit der Zeitumstellung – waren viele Besucher in de Benefiziumskirche St. Maria gekommen. Die Ministranten machten mit ihren Holzratschen lautstark auf die Osternachtsfeier aufmerksam. Pfarrer Stefan Altschäffel segnete das Feuer an dem dann die Osterkerze entzündet wurde. Bei der Prozession durch die Kirche mit dem Ruf des Priesters „Lumen Christi“ (Jesus, das Licht) auf den die Gemeinde mit „Deo gratias“ (Dank sei Gott) antwortete war alles in Dunkelheit gehüllt. Die Kirchgänger hatten Kerzen erhalten welche während der Prozession an der Osterkerze entzündet wurden. Eine der drei biblischen Lesungen war der Auszug der Israeliten aus Ägypten aus dem Buch Exodus. Sie erzählt vom Tod der Ägypter, bewirkt durch Gott. „Warum so viel Gewalt in dieser heiligen Nacht?“ so die Frage von Pfarrer Stefan Altschäffel in seiner Predigt. Bei der Erörterung dieser Frage brachte er auf den Punkt, dass Israel damals staunender Zeuge eines Wunders wurde. Es geht um das göttliche Wunder des Lebens, welches den Tod besiegt. Die lebensfeindliche Macht geht im Chaos unter und Gott erweist sich als Gott des Lebens, er rettet sein Volk aus dem Tod. Das Osterfest feiert den Gott Israels und den Gott Jesu Christi, welcher den Tod besiegt und neues Leben schafft. An Gewalt kommt man jedoch auch hier nicht vorbei. Auch der Tod Jesu Christi war gewaltvoll. Aber geschehene Gewalt kann nicht ungeschehen gemacht werden. Und die Geschichte der Auferstehung verdeutlicht die Hoffnung für die gesamte Menschheit auf Rettung aus dem Tod. Darum ist Ostern ein Fest für alle Zeiten. Für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nicht nur eine Erinnerung auf ein lange vergangenes Ereignis. „Deine uralten Wunder leuchten noch in unseren Tagen“ hieß es im Gebet nach der Oration. Wir können uns freuen und Zuversicht finden in dem Gedanken, dass, was Gott an Israel und an seinem geliebten Sohn gewirkt hat, er auch an uns wirken wird. Die Frohe Botschaft von Ostern: Mitten im Tod rettet Gott und führt ins Leben hinein. Nach der Predigt fand die Weihe des Taufwassers statt mit dem die Gläubigen und die mitgebrachten Speisen im Anschluss an die Erneuerung des Taufversprechens besprengt wurden. Zu Ende des Gottesdienstes dankte Pfarrer Stefan Altschäffel Pastoralreferentin Nina Fuchs und der Pfarrgemeinderatsortsgruppe für die Mitgestaltung. Ebenso dankte er dem Kirchenchor unter der Leitung von Angelika Schuder für die ansprechende musikalische Umrahmung. Im Laufe der Osternachtsfeier war die nächtliche Dunkelheit langsam dem Tag gewichen und die Besucher konnten ins helle Morgenlicht schreiten. Schon dieses Erlebnis entlohnte das frühe Aufstehen weil es der Feierlichkeit um die Auferstehung Jesus Christus Ausdruck verlieh. Die Mitglieder des Pfarrgemeinderates teilten geweihte Eier und Semmeln aus und luden zum obligatorischen Osterfrühstück ins Pfarrheim ein. Das Hochfest der Auferstehung des Herrn wurde danach und am darauffolgenden Ostermontag noch in weiteren Kirchen der Pfarrgemeinde Ottering mit Festmessen gefeiert.