Wegen der aktuell angeordneten Beschränkungen mussten die liturgischen Feiern der Karwoche unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
In der leeren Otteringer Pfarrkirche St. Johannes feierte Pfarrer Josef Hausner mit wenigen Mitarbeitern die heilige Woche. Sämtliche liturgische Handlungen fanden mit dem notwendigen Mindestabstand statt. Viel einschneidender als diesen Abstand empfanden alle Beteiligten das Fehlen von Gottesdienstbesuchern. Es fehlt ganz deutlich etwas, wenn die Gemeinde fehlt, auch wenn diese durch Lektor, Kameramann, Mesnerin und andere haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter repräsentiert wird.
Die Palmprozession am Palmsonntag fand nur innerhalb der Kirche statt. Das Osterfeuer in der Osternacht entfiel ganz. Doch hatten die Gläubigen die Möglichkeit, in alle Kirchen der Pfarrei ihre Osterspeisen zu bringen. Dort wurden diese noch in der Osternacht gesegnet, sodass sie am frühen Morgen zum Osterfrühstück abholbereit waren.
Die Gottesdienste vom Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag sowie die Osternacht sind nach wie vor auf dem YouTube-Kanal von Pfarrer Hausner abrufbar. Für die Aufzeichnung und die zeitintensive Bearbeitung der Videos ist Matthias Fischer ganz herzlich zu danken. Weiterhin haben die Gläubigen die Möglichkeit, in den Kirchen das Osterlicht zu holen, ebenso wie gesegnetes Osterwasser.
Die diesjährige Osternacht begann still und leise in der dunklen Pfarrkirche mit dem Ruf: “Lumen Christi!” – und die Osterkerze wurde entzündet. Das Exsultet, jenes großartige Lob auf die Osterkerze, hallte durch die bedrückend leere Kirche. Die darauf folgenden Lesungen wurden vorgetragen von Lektor Thomas Leeb und Pastoralreferentin Melanie Höppler. Für die hervorragende musikalische Gestaltung zeigten sich Helena Kollmannsberger und Markus Wolf verantwortlich.
Zum österlichen Gloria erschallten zum ersten Mal wieder alle Glocken, der sonore Ton der Orgel erfüllte die Kirche und erinnerte alle daran, dass in dieser Nacht etwas Weltbewegendes geschehen ist. Die Lichter gingen an, alles Dunkel wurde hell, und Pfarrer Josef Hausner verkündete das Osterevangelium: Jesus lebt! In seiner Predigt ging Pfarrer Hausner auf den Auferstehungsbericht im Evangelium nach Johannes ein: am Gartengrab verwechselt Maria Magdalena den leibhaftig Auferstandenen zunächst mit dem Gärtner. In gewisser Weise lasse sich Christus tatsächlich mit einem Gärtner vergleichen. Pfarrer Hausner zitierte hierzu einen Satz des Priesters Florian Kolfhaus: “So ist das Kreuz, von Christus in die Mitte des neuen Gartens gepflanzt, der wahre Lebensbaum. Es ist der göttliche Gärtner, der in jeder heiligen Messe von diesem Baum pflückt um seine Früchte uns zur Speise zu reichen. Er reicht sich uns in der Eucharistiefeier unter den vergänglichen Gestalten von Brot und Wein. Es sind kostbare Augenblicke mit dem Auferstandenen, der uns seine Liebe erfahren lässt. Momente, in denen der Herr, der wahre Gärtner, die Wüste unseres Herzens zu einem blühenden Park bestellen will.”
Man fühlte sich um zwei Jahrtausende zurückversetzt, zurück zum allerersten Osterfest, das auch nur von ganz wenigen gefeiert werden konnte. Obwohl die Schlichtheit der Feierlichkeiten in Ottering zu berühren wusste und eine ganz eigene Schönheit entfalten konnte, obwohl ein Halleluja ein Halleluja ist, egal ob von vielen oder wenigen gesungen, so war doch allen Anwesenden bewusst, dass es da draußen, in den Häusern der Gemeinde, zahlreiche Menschen gibt, die sich in diesen Augenblicken danach sehnten, dieses größte christliche Fest in der leiblichen Gemeinschaft der Kirche zu feiern. Obwohl Jesus alle eingeladen hat, müssen die Türen jetzt verschlossen bleiben und nur von Ferne hören die Christen vom Geheimnis jener Nacht.
Eine wirklich gute theologische Erklärung dieser Situation gibt es nicht. Während Theologen diskutieren, was nun richtig, falsch oder sogar katastrophal ist, können wir nichts anderes tun, als diese Situation auszuhalten, zu hoffen und zu beten, dass es bald wieder anders wird. Was bleibt, ist die Botschaft: Jesus Christus ist auch in diesem Jahr auferstanden, auch in diesem Jahr hat er den Tod besiegt! Halleluja!
