In dem verträumt wirkenden Weiler Schöndorf bei Ottering wurde am vergangenen Samstagabend in der Nebenkirche St. Kilian das Patroziniumsfest zu Ehren des Heiligen gefeiert. Die „Wieskirche“, wie sie von den Einheimischen liebevoll genannt wird, wurde 1508 im spätgotischen Stil erbaut. Ihr Patron, der irische Mönch Kilian, wirkte bereits im siebten Jahrhundert mit seinen Gefährten Kolonat und Totan in Würzburg. Kilian predigte und missionierte in den fränkischen Landen und brachte so den christlichen Glauben zu den Menschen. Für seinen kompromisslosen Einsatz musste er den gewaltsamen Tod eines Märtyrers erleiden.
Nachdem Pfarrer Josef Hausner den heiligen Kilian vorgestellt hatte, ging er in der Predigt auf ein Märchen der Gebrüder Grimm ein: Der Hase und der Igel. In dieser bekannten Geschichte fordert der kurzbeinige Igel den arroganten Hasen zu einem Wettlauf auf. Auf den ersten Blick scheint es, als hätte der Igel keine Chance auf den Sieg. Der Igel aber überlistet den Hasen mit Unterstützung der Igel Frau, die immer schon am Ziel wartet um zu rufen „Ich bin schon da“. Wer kann schon den Igel von seiner Frau unterscheiden? Der Hase steigert sich so in diesen Wettlauf hinein, dass er den bösen Schwindel nicht erkennt und vor lauter Anstrengung schließlich tot umfällt.
Der Igel und seine Frau waren glücklich dass sie den Hasen überlistet hatten und gingen vergnügt nach Hause. Wie viele Märchen der Gebrüder Grimm scheint uns auch dieses äußerst grausam, doch trägt es in sich eine gute Lehre. Jeder Mensch hat im Leben sein Kreuz zu tragen. Wir dürfen dieses vor Jesus niederlegen, ihm unsere Sorgen aber auch die glücklichen Momente mitteilen. Er ist immer schon da. Die Kirche kann für uns ein Ort der Ruhe und ein Ort des Kraft Schöpfens sein. Hier dürfen wir durchatmen, aus der Hast und Last des Lebens kurz aussteigen.
Nach dem feierlichen Segen versammelten sich die Gläubigen zum gemütlichen Ausklang des Patroziniumsfestes neben der Kirche zur „Kiliansminne“. Für die reiche Bewirtung mit Brot und Wein aus dem Frankenland sorgte mit großer Umsicht die Familie Fischer.