… und sie warfen das Los um sein Gewand
Das MAISL ist ein modernes Abendgebet im Scheinwerferlicht. Diese attraktive Form eines Gottesdienstes ist für alle Gläubigen sehr ansprechend, weil in der besonderen Atmosphäre der bunt erleuchteten Kirche, verstärkt durch das Angebot von verschiedenen starken Liedern, ein Thema aus dem Leben Jesu intensiv betrachtet und auf den Alltag bezogen wird. Der Höhepunkt ist immer die Aussetzung des Allerheiligsten und die damit verbundene Anbetung. Diese Form des Gottesdienstes bietet Pfarrer Josef Hausner jeden Monat einmal an und versteht es dabei, in seinen Predigten hervorragend die Teilnehmer auf das Frohmachende des Evangeliums hinzuweisen und für das eigene Leben Impulse zu geben. Bei der ersten Teilnahme kann es sein, dass man meint, man sei in einer religiösen Show, aber spätestens beim nächsten Besuch weiß man um die gute Struktur dieser Gottesdienstform. Man fühlt und erkennt, dass man in das Gebet hineingenommen wird und sich Jesus öffnen kann.
Diesmal ging es um die Bedeutung des Würfelspiels. Das Altarbild, große Würfel unter dem Kreuz, und das eingespielte Geräusch von fallenden Würfeln sensibilisierten die zahlreichen Besucher sofort für das Gottesdienstthema. Untermalt wurde dieses Bild mit dem Seemannslied „Wellerman – Sea Shanty“ (Nathan Evans), ehe Pfarrer Hausner mit dem Kreuzzeichen den Gottesdienst eröffnete. In der Begrüßung begründete der Geistliche das Einspielen des Seemannsliedes mit der Tatsache, dass das Würfelspiel unter Seemännern und Matrosen überaus beliebt war. Außerdem könne man ein paar Textzeilen aus dem Lied doch auch auf die Fastenzeit übertragen, bei der wir ja wissen, wie sie nach den langen vierzig Tagen der Sehnsucht und des Fastens endet: Nämlich mit der Auferstehung! Mit dem Osterfest! Zudem spreche das zweihundert Jahre alte Seemannslied in Pandemie Zeiten vielen Menschen aus der Seele. Seeleute kennen das Gefühl von Einsamkeit, welches viele momentan erleben. Der Song gibt Hoffnung darauf, dass die Zeit des Eingesperrtseins bald vorbei sein wird, ob man nun auf einem Walfänger eingepfercht ist oder in einer Pandemie die eigenen vier Wände nicht verlassen soll. Ferner zeigte Pfarrer Hausner auf, dass das Würfelspiel oder das Auslosen auch in der Bibel auch auf einem Schiff beschrieben wird: In der Geschichte von Jona wurde mitten im Sturm auf dem Schiff auch das Los geworfen, um herauszufinden, wer der Schuldige an den schweren Stürmen sei. Es war für Jona dann auch keine Überraschung, als das Los auf ihn fiel, da er auf der Flucht vor Gott war und die Crew nur zu retten war, wenn sie ihn über Bord warfen.
Und natürlich denken wir an das Würfelspiel, das direkt vor den Augen Jesu stattfand, nämlich unter dem Kreuz als die Soldaten um sein Gewand würfelten oder losten. So sprach Herr Hausner in seiner Predigt natürlich intensiv über die 10. Station des Kreuzweges „Jesus wird seiner Kleider beraubt“, wie es das Lied: „Fallende Würfel“ (Ulrike Zengerle – Adonai Music) als Einleitung zu seinen Worten einfühlend beschreibt: „Fallende Würfel verheißt der Prophet, nun tritt es ein, was geschrieben steht. Du, Gott, entblößt durch die menschliche Hand, lässt den Soldaten Dein göttlich Gewand. Zu Deinen blutenden Wunden, mein Gott, tritt nun die Kälte, Gelächter und Spott.“ Der Evangelist Johannes richtet den Scheinwerfer auf ein paar Soldaten und ihr Würfelspiel. Eben noch haben sie mit dem Hammer und den großen geschmiedeten Nägeln hantiert. Ihr blutiges Handwerk mit tödlicher Perfektion ausgeführt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange der geschundene Mann am Kreuz durchhält. In dieser Stunde – würfeln die Soldaten oder sie losen. Irgendwie müssen sie die Zeit totschlagen. Würfeln im Angesicht des Todes? Es geht um den ungenähten Rock, um das eine Kleidungsstück, das wohl einen gewissen Wert hatte. Nur Priester trugen sonst solche Kleider als Zeichen ihrer Würde und ihres priesterlichen Auftrags. Das Gewand, die Kleidung weist einem Menschen seine soziale Stellung zu; es gliedert ihn in die Gesellschaft ein, macht ihn zu jemand. Kultur ist, Kleider zu haben. Die Soldaten nehmen Jesus die Kleider fort. Sie entkleiden ihn. Jemandem die Kleider wegnehmen bedeutet, ihm die Ehre nehmen, ihn dem Spott preisgeben ihn erniedrigen, ihn aus der Gemeinschaft ausschließen, und ihn innerlich verletzen. Die öffentliche Entblößung Jesu bedeutet, dass er nun nichts mehr ist. Er ist ein Ausgestoßener, der Verachtung preisgegeben.
Das ist auch die tägliche Erfahrung vieler Menschen auf der ganzen Welt. Die Beispiele sind zahlreich, wo Menschen bloßgestellt werden mit Taten und mit Worten, Face to Face oder über Facebook oder WhatApp.
Mit der Kreuzigung Jesu sind auf einem Hügel bei Jerusalem die Würfel gefallen. Nicht nur über dem Gewand Jesu, sondern über das gesamte menschliche Leben auf dieser Erde. Auch hier ist der Kampf entschieden: „Es ist vollbracht.“
Mit dem Wunsch, dass wir mutige Christen sein sollen, die zu Jesus stehen und von ihm und seiner erlösenden Tat am Kreuz erzählen, schloss Josef Hausner seine Predigt und wies auf die Aktion „Würfel“ hin, bei der zum Ausgang des Gottesdienstes jeder Besucher einen kleinen Holzwürfel in Erinnerung an diese abendliche Stunde ohne die üblichen Würfelaugen zur Selbstgestaltung erhalten sollte.
Höhepunkt des MAISL ist immer die Aussetzung des Allerheiligsten. Mit den Worten „die Soldaten würfelten um das Gewand Jesu. Viele andere Menschen, von denen im Evangelium die Rede ist, wollten das Gewand, wollten Jesus berühren. Sie wussten, von seinem Auftreten, von seinem Wort geht Heil aus. Wir Christen wissen das auch. Und wir glauben daran, dass sich Jesus uns nicht nur im Wort schenkt, sondern auch in der Gestalt des Brotes ist er da. Unsere Augen sehen nur Brot, aber unser Glaube bekennt: Jesus ist da! Lassen wir uns in den kommenden Minuten von ihm berühren. Er sieht uns an, wir schauen ihn an. Wir dürfen uns von ihm berühren lassen!“ lud der Geistliche zu stillen Anbetung ein und spendete dann den eucharistischen Segen.
Zum Ausklang bedankte sich der Geistliche bei den Mitwirkenden und allen Besuchern des MAISL, wies auf die nächsten Termine am 22. und 23. April in Ottering mit dem Thema „Halleluja“ hin (dann bereits das 20. MAISL). Zum Ausklang erklang noch der Song „Fix you“ von Coldplay.
Abschließend noch ein Besucher Kommentar: „Ich mag in dieser Atmosphäre besonders die Anbetung des Allerheiligsten und genieße dabei die große Stille zwischen den Texten und Liedern.