Er ist der Botschafter für das Reformationsjubiläum: Die Playmobil-Figur von Martin Luther. Pfarrer Matthias Frör hatte sie bei seiner Predigt zum ökumenischen Gottesdienst am Dienstag in der Wallfahrtskirche Dreifaltigkeitsberg dabei.
Die Pfarrei Ottering und die evangelische Gemeinde der Erlöserkirche in Dingolfing setzten am Dienstagabend eine gute Gepflogenheit fort: Die Gläubigen feierten gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst, der vom Gospelchor der evangelischen Kirche „Voices in spirit“ unter der Leitung von Peter Lichtinger umrahmt wurde. Der von Pfarrer Stefan Altschäffel eingeführten Tradition folgend, lud Pfarrer Josef Hausner den Gospelchor und die Gläubigen der Erlöserkirche in seine Pfarrei ein, diesmal in die Wallfahrtskirche Dreifaltigkeitsberg.
Der Gottesdienst zog Gläubige beider Konfessionen an, die Kirche war bestens gefüllt. Am Ende des Gottesdienstes spendeten die Gläubigen dem Gospelchor einen großen Applaus. Im Reformationsgedenkjahr stand der Gottesdienst mehr denn je unter dem Gedanken der Ökumene. Zwei Katholiken und zwei Evangelische fragte eingangs Pfarrer Hausner nach ihren Erfahrungen mit der Gemeinsamkeit beider Konfessionen. Pfarrer Frör, Pfarrvikar Dr. Augustine Oburota, Pastoralreferentin Melanie Höppler, die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands Heidi Walter sowie Pfarrer Hausner selbst gaben Statements ab.
„Unser ökumenischer Weg geht weiter. So wie in diesem Gottesdienst wollen wir auch künftig daran mitwirken, dass unsere Gemeinschaft wachsen kann“, sagte Pfarrer Hausner. „Katholiken und Lutheraner haben sich oft auf das konzentriert, was sie voneinander trennt, anstatt auf das zu sehen, was sie eint. Sie haben akzeptiert, dass das Evangelium mit den Interessen der Machthaber verwoben wurde. Ihr Versagen führte zum Tod von Hunderttausenden von Menschen. Familien wurden auseinandergerissen, Kriege wurden geführt und Religion und Glaube wurden missbraucht. Menschen litten, und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums wurde beschädigt“, sagte Pfarrer Frör.
In seiner Predigt erinnerte der evangelische Geistliche daran, dass Martin Luther Mönch geworden war aus Angst, dass er in einem Gewitter vom Blitz getroffen wird und aus Angst vor Gott. Dass er vor diesem Gott nicht bestehen könne als Mensch, der immer seine Schwächen hat und immer wieder schuldig wird.
„Und heute?“, fragte Frör. Die Wenigsten lebten noch in der Angst vor Gott. Eher in der Angst, das Leben zu verpassen. In der Angst, vor den anderen und vor sich selbst nicht bestehen zu können. Nur was man leistet und vorweisen kann, entscheidet über den Wert einer Person. Wenn man Schwäche zeigt, wenn die Kraft ausgeht, wenn man nicht mehr mitkommt und die Erwartungen nicht mehr erfüllt, dann fühle man sich weniger wertvoll.
Das habe Luther eingeschärft, weil er es selbst erlebt hat: „Meine ja nicht, der Wert eines Menschen hänge vom Umfang seiner auf die Waage gebrachten Leistung ab. Überhaupt hängt der Wert deines Lebens keine Sekunde von dem ab, was es mit dem Kopf oder der Hand und dem Fuß zu stemmen in der Lage ist, sondern allein davon wie Gott dich anschaut. Und Gott schaut dich mit barmherzigen Augen an. Drum schau auch dich selbst und andere barmherzig an und mach dich nicht ständig zum Richter“.
Das Lesen der Bibel habe Luther zu dieser Erkenntnis gebracht. Und darum habe er gewollt, dass viele diese Bibel lesen sollen. Er sei der erste gewesen, der die Bibel in normal verständliches Deutsch übersetzt hat. Jeder und jede sollte selbst Bibel lesen können, sich selbst ein Bild machen von dem, was da drin steht. Ungefiltert, unzensiert.
Luther habe die Kirche reformieren wollen, den Blick wieder lenken auf das Evangelium. Eine Kirchentrennung habe er nicht gewollt. Aber sie sei gekommen.
Erst im Lauf der letzten Jahrzehnte hätten die Gläubigen beider Konfessionen gelernt, wieder auf das zu sehen, was sie verbindet. Die Bibel sei beiden gemeinsam. Ausgangsort und Basisurkunde. Gemeinsam habe man die großen Glaubensbekenntnisse, das Vaterunser, die Ahnung einer Weltfamilie, die Auferstehungshoffnung. Und gemeinsam habe man ein ethisches Netz, die zehn Gebote und das Gebot der Nächstenliebe. Verschieden seien die Vorstellungen von Kirche. In vielen Jahrhunderten seien die Kirchen gewachsen, mit ihren je eigenen Formen und Traditionen.
Verbunden seien alle mit Christus, lebten aus ihm. „Damit sind und bleiben wir auch untereinander verbunden“.